Sie sind billig und lassen sich auch in Deutschland online bestellen: Newbuild-Toner aus China, sogenannte NBCs. Eine echte Alternative sind die Kartuschen allerdings nicht. Denn nicht nur die Gesundheit der Verbraucher ist in Gefahr. Auch Arbeitsplätze können durch die Billig-Toner vernichtet werden. Von den negativen Auswirkungen auf die Umwelt mal ganz abgesehen. Wie das Online-Branchenmagazin Digital Imaging berichtet, konnte eine aktuelle Untersuchung der TÜV Rheinland LGA Products GmbH jetzt extrem hohe Naphthalin-Werte in einigen China-Tonern nachweisen.
Hohe Naphthalin-Werte: sieben von acht Produkten betroffen
Einst war Naphthalin ein beliebtes Insektizid und Mottenschutzmittel. Mittlerweile haben andere Stoffe den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoff jedoch aus diesem Segment verdrängt. Schließlich gilt er als krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungstoxisch. Innerhalb der EU gibt es deshalb klare Vorschriften, wie viel polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) in Produkten enthalten sein dürfen. Für Naphthalin sind diese Vorschriftten allerdings viel zu lasch, meinen wir.
{{include_include-magazin}}Insgesamt acht polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe stuft die EU offiziell als "krebserzeugend" ein. Diese Stoffe fallen damit in die CMR-Stoff-Kategorie 1A. Der Grenzwert liegt hier bei 1,0 mg/kg. Für Spielzeug gilt mit 0,5 mg/kg ein noch niedrigerer Grenzwert.
Naphthalin sieht die EU allerdings "nur" als "vermutlich krebserregend" an, womit der Stoff die in abgeschwächte Kategorie K2 fällt. Der verschärfte Grenzwert gilt für Naphthalin also nicht. Stattdessen wären hier prinzipiell bis zu 10 mg/kg erlaubt.
Prüfinstitute mit deutlich niedrigeren Grenzwert
Prüfinstitute wie die TÜV Rheinland LGA Products GmbH setzen hingegen auch für Naphthalin den verschärften Grenzwert von 1,0 mg/kg gemäß Kategorie 1A/K1 an. Und dieser wurde in 6 von 7 Newbuild-Tonern aus Asien in aktuellen Tests deutlich überschritten.
Trauriger Spitzenreiter im aktuellen TÜV Rheinland LGA Products GmbH Schadstofftest bei Tonerkartuschen war eine Printtech Timisoara-Kartusche mit 7,5 mg Naphthalin pro kg. Dicht dahinter: Toner von Eurotone (6,2 mg/kg), Tito Express (5,7 mg/kg), Print-Klex (5,6 mg/kg), Venue Design Timisoara (4,9 mg/kg) und Tonerpartner mit 3,8 mg/kg. Getestet wurde mit der Thermoextraktionsmethode.
Hautkontakt ist bei Tonerpulver nicht unbedingt das Problem, sofern man die Reinigung des Druckers Fachleuten überlässt. Allerdings vermutet man, dass die Schadstoffe beim Druckvorgang an die Raumluft abgegeben, praktisch ausgedampft werden. In Kombination mit der Tatsache, dass Naphthalin besonders schnell über den Atemtrakt aufgenommen wird, sollte die Gefahr nicht unterschätzt werden.
Auch andere Grenzwerte überschritten
Dass neben den Naphthalin-Werten auch die für andere Schadstoffe geltenden Grenzwerte überschritten werden, scheint dabei auf eine traurige Weise konsequent. So wurden in vier von acht NBCs Cobalt-Werte getestet, die zwischen 48 und 76 % über dem Grenzwert liegen. Auch Benzol wurde bei zwei Kartuschen in zu hoher Konzentration festgestellt. Selbstverständlich darf auch das bei China-Tonern bekannte Decabromdiphenylether (DecaBDE) nicht fehlen: Der Grenzwert war hier bei einer Kartusche um das 85-fache erhöht.
Aktuell laufen verschiedene Klagen gegen asiatische Tonerhersteller, da diese das Flammschutzmittel Decabromdiphenylether (DecaBDE) verwenden, obwohl es in der Europäischen Union nicht als Zusatzstoff in Kunststoffprodukten zugelassen ist. Während der DecaBDE-Wert bei getesteten Produkten europäischer Hersteller stets bei rund 5 mg/kg, und damit deutlich unter dem Grenzwert von 1000 mg/kg liegt, wurde dieser bei Produkten asiatischer Hersteller in Stichproben um das 5- bis 14- fache überschritten.
Der Umwelt und den Arbeitsplätzen zuliebe: besser Rebuilt-Toner kaufen
Während Newbuild-Toner komplette Nachbauten sind, nutzt man bei Rebuilt-Tonern die Gehäuse recycelter Original-Toner. Diese werden durch Neuteile ergänzt und können somit zu attraktiven Preisen angeboten werden, ohne dass die Qualität leidet.
Möglich gemacht wird all dies durch Verbraucher, die ihre leeren Toner (Original-Toner) ordnungsgemäß entsorgen. Dass sich das lohnt zeigen wir bei GeldFuerMuell. Für jede recyclingfähige Tonerkartusche zahlen wir unseren Einsendern bares Geld.
Das "Druckerpatronen-Recycling" nährt also einen ganzen Wirtschaftszweig und sichert Arbeitsplätze. Die Nachbauten aus China machen den "Toner Leergutmarkt" jedoch kaputt. Für den Nachbau wird schließlich kein Leermodul benötigt.
Und damit nicht genug: Weil die leeren NBCs nicht als qualitativ hochwertige Refill- / Rebuilt-Toner wiederbefüllt werden können, lassen sich diese auch nicht der Wiederverwendung (Recycling) zuführen.
Politik gefragt: von Russland lernen?
Dass es Möglichkeiten gibt, den "Halunken" den Garaus zu machen, zeigt Russland. Obwohl das größte Land der Erde kein EU-Mitglied ist, dürfen seit dem 1. März 2020 keine IT-Produkte, weder Drucker noch Verbrauchsmaterial, ins Land importiert werden, die gegen die REACH-/RoHS-Richtlinie der EU für gefährliche Inhaltsstoffe in Elektro(nik)-Produkten verstoßen. Dass Verstöße hierzulande nicht konsequent verfolgt und viele China-Toner dadurch grundlegend vom Markt ausgeschlossen werden, erscheint in Anbetracht der zahllosen Gefahren für Mensch, Umwelt und Wirtschaft grotesk.
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