Im Winter ist es kalt - meistens jedenfalls. Das bedeutet: Die Heizungen, egal ob Öl, Gas, Elektro oder Holz, laufen in den Haushalten und Büros auf Hochtouren. Der Umwelt zuträglich sind die Heizorgien im Winter selbstredend nicht - doch frieren wollen wir auch nicht. Hinzu kommt das Streusalz, das uns am Morgen auf dem Weg zur Arbeit auf den Straßen vor böse endenden Rutschpartien mit dem Auto bewahren soll. Doch bekanntlich hat das Streusalz ein paar unschöne "Nebenwirkungen" für Bäume und Gewässer. Da wir den Winter allerdings nicht abschaffen können (und auch nicht wollen, oder?!) müssen wir also hinnehmen, dass es um den Umweltschutz in der kalten Jahreszeit nicht so gut bestellt ist wie zu anderen Jahreszeiten - oder etwa doch nicht?
{{include_include-magazin}}Sowohl beim Heizen als auch beim Thema "Streuen", können wir alle einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Ganz verhindern lassen sich manch umweltschädliche Vorgehen nicht, eindämmen hingegen können wir sie schon.
Streusalz: Umweltschädlich aber nicht alternativlos
Auf den viel befahrenen Straßen der Republik ist das umweltschädliche Streusalz mehr oder weniger alternativlos. Auf den Gehwegen und in den Innenhöfen im privaten Bereich hat das Tausalz jedoch nichts verloren. In mehreren Bundesländern und Kommunen ist der Einsatz von Streusalz sogar offiziell verboten. In Berlin wird dies beispielsweise durch das Berliner Naturschutzgesetz geregelt.
Salzfreie Alternativen
Eine Alternative zu Streusalz stellen salzfreie abstumpfende Streumittel dar. Diese erkennen Sie zum Beispiel am "Blauen Engel" - dem seit 1978 vergebenen Umweltzeichen für sehr umweltschonende Erzeugnisse und Dienstleistungen. Anders als Streusalz schmelzen abstumpfende Mittel das Eis nicht ab. Stattdessen erhöht die Streu-Alternative die Griffigkeit, indem sich das Streumittel mit der Eisschicht verzahnt. Bei diesen Produkten handelt es sich meist um Spezialsand oder speziellen Splitt, den Sie im Fachhandel bekommen.
Ein weiterer Vorteil des Einsatzes alternativer Streumittel: Nach dem Abtauen werden diese mit dem Straßenkehricht eingesammelt und können teilweise sogar weiterverwendet werden. Anders als beim herkömmlichen Streusalz gelangt hier nichts ins Erdreich oder ins Grundwasser.
Das Nitratproblem der Bundesrepublik
Intensive Recherchen des Westdeutschen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem NDR legen Nahe, dass bereits ein Drittel der gesamten Grundwasserfläche der Bundesrepublik Werte von über 50 Milligramm pro Liter aufweisen. Damit liegt die Nitrat-Belastung über dem vorgegebenen EU-Grenzwert. Mit Bezug auf Aussagen des Bundesumweltministeriums veröffentlichten die Sender 2016 sogar noch deutlichere und erschreckendere Zahlen: In NRW sind es 40 Prozent der Fläche, in Schleswig-Holstein etwa 50 Prozent und in Niedersachsen sogar mehr als 60 Prozent der Fläche, die eine viel zu hohe Nitratbelastung aufweisen. Als Hauptverursacher wird vor allem die Landwirtschaft genannt (Massenproduktion erfordert extreme Anbaumethoden). Ein Bericht der "Zeit" aus September 2016 verdeutlicht:
"Nitrat beschleunigt das Wachstum von Pflanzen und wird häufig als Düngemittel eingesetzt. Es sickert bei landwirtschaftlicher Bodennutzung und vor allem beim Düngen mit Gülle durch den Boden ins Grundwasser. Regionen mit viel Tierhaltung und Ackerbau sind davon besonders betroffen."
In Orten mit wenig Landwirtschaft, dafür jedoch mit gut ausgebauter Infrastruktur, sind auch Streusalze im Winter ein gewichtiger Faktor, der als einzelner Mosaikstein die Nitratbelastung des Grundwassers in Deutschland signifikant erhöht.
Streusalz auch schädlich für Erd- und Pflanzenreich
Mindestens genauso gefährlich wie für das Grundwasser, ist das Streusalz für Bäume und Pflanzen. Indem sich der Boden verdichtet, wird die Durchlüftung des Erdreichs gestört und der pH-Wert deutlich erhöht. Dadurch verliert der Boden zahlreiche wichtige Nährstoffe, die für das gesunde Wachstum von Bäumen und Sträuchern essentiell sind. Auch Kleinstlebewesen, die für unser Ökosystem von enormer Wichtigkeit sind, sterben durch ins Erdreich gelangtes Streusalz ab. Ebenso werden die Wurzeln der Bäume und Sträucher durch aggressives Tausalz angegriffen.
Umweltfreundliches Heizen im Winter
Dass wir im Winter unsere Wohnungen oder Büros heizen, ist mehr oder weniger unausweichlich. Doch bei der Wahl der Heizung sind wir frei. Zwar empfehlen große Energiekonzerne wie ENBW, E.ON, Vattenfall und RWE sowie einige Firmen direkt und indirekt die Verwendung von Elektroheizungen, Wärmewellenheizungen, Infrarotheizungen und Nachtspeicheröfen, doch womöglich nur, um sich selbst die Taschen voll zu machen. Böse Absichten wollen wir den Energiekonzernen an dieser Stelle nicht unterstellen, wenn auch verschiedene Berichte und Untersuchungen nahelegen, dass Stromheizungen wahre Energiefresser sind. Bereits 2007 hieß es in einem Bericht der dpa:
"Elektroheizungen sind einer Studie zufolge die größten Stromfresser in deutschen Haushalten. Derzeit werde jede siebte Kilowattstunde Strom für Raumheizungen oder die Warmwasserbereitung verwendet, teilten das saarländische Institut für ZukunftsEnergieSysteme (izes) und das Bremer Energie Institut am Dienstag mit. Die Untersuchung im Auftrag der Klimaschutzkampagne co2online habe ergeben, dass mehr als 1,4 Millionen deutsche Wohnungen elektrisch beheizt würden. Das sei jede 25. Wohnung. So würden pro Jahr rund 30 Millionen Tonnen des klimaschädlichen CO2 in die Luft geblasen - rund drei Prozent der deutschen CO2-Emissionen."
Auch die Verbraucherzentralen warnen vor dem Einsatz von Elektroheizungen. Vor allem der schlechte Wirkungsgrad macht Elektroheizungen und Nachtspeicheröfen zu einem Umweltproblem. Schließlich stammt der Strom zu größten Teilen aus Kohle- und Atomkraftwerken.
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Das Problem: Dort wird Strom mit einem meist äußerst geringen Wirkungsgrad erzeugt. Bei der Herstellung des Stroms gehen etwa zwei Drittel der für die Produktion eingesetzten Energie wieder ungenutzt verloren. Weitere Folgen sind Abgase (NO2, SO2, CO2), Atommüll und ein immenser Wasserverbrauch: Dieser beträgt zwei Liter pro Kilowattstunde erzeugtem Strom (Zahlen des BUND - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland).
Die vermeintlich sauber Stromheizung ist also gar nicht so sauber, da schlichtweg mehr Strom erzeugt werden muss, der noch nicht durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann. So sollte "Strom wirklich nur dort eingesetzt werden, wo er tatsächlich gebraucht wird, zum Beispiel in elektronischen Geräten oder elektromotorischen Antrieben." (dpa-Meldung aus 2007). Auch 2017 fallen leider noch viele Verbraucher auf die eigennützigen Aussagen der großen Energiekonzerne rein und holen sich mit vermeintlich sauberen Heizungen, umweltschädigende, teure Systeme nach Hause. Henner Weithöner, Herausgeber und Chefredakteur des Online-Magazins Renewable Energy Journal lässt verlauten:
"Eine Elektroheizung verursacht im Durchschnitt doppelt so viel CO2-Emissionen wie eine Ölheizung, drei Mal mehr Emissionen als ein Gas-Brennwertkessel und sogar zehn Mal mehr Treibhausgase als eine moderne Holzpelletheizung mit angeschlossener Solaranlage."
Umweltfreundlich Heizen: Die Alternativen
Sollten Sie zu Hause mit Öl oder Holzpellets heizen, machen Sie schon mal nicht Alles falsch. Aber es geht noch weitaus umweltfreundlicher: Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen oder passive Sonnenenergienutzung mit Solarheizungen sind beispielsweise drei Alternativen zu den klassischen Heizsystemen. Inwiefern sich eine Umrüstung für Sie lohnt, muss individuell entschieden werden. Langfristig rechnen sich alternative Heizsysteme jedoch in jedem Fall - nicht nur für ihren Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt.
Fazit
Den Winter zu 100 Prozent umweltfreundlich gestalten können wir nicht. Wenn Sie jedoch unsere zwei Kernaussagen beachten, leisten Sie bereits einen enormen Beitrag zur Gesunderhaltung unseres Ökosystems:
- Finger weg von Elektroheizungen!
- Greifen Sie zu salzfreien Streumitteln!
Auch wenn Sie nicht an Karma glauben, wird es Ihnen die Umwelt danken. In diesem Sinne: Kommen Sie gut und sicher durch den Winter!