HP-Updates sorgen für Probleme bei Patronen-Recycling

HP-Updates sorgen für Probleme bei Patronen-Recycling

Wie das Fachmagazin The Recycler berichtet, hat der Druckerhersteller Hewlett Packard (HP) kürzlich ein neues Firmware-Upgrade für seine Officejet-Tintenstrahldrucker Serien 905 und 955 veröffentlicht. Zeitgleich kommen mit Updates versehene Tintenpatronen in den Handel, die allerdings die gleiche Modellbezeichnung tragen wie die vor dem Update produzierten Patronen. Das stiftet nicht nur Verwirrung bei den Kunden, sondern bereitet auch den Wiederaufbereitern von Druckerpatronen und damit der Kreislaufwirtschaft Probleme.

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HP bringt Druckerpatronen mit Updates auf den Markt

Ferner hat HP angekündigt, dass Druckerpatronen, die vor April 2017 hergestellt wurden, nicht mehr mit den nach Mai 2018 hergestellten Druckermodellen HP Deskjet 2600, HP Deskjet Ink Advantage 2600, 5000 und 5200, HP Envy 5000 oder HP Officejet 5200 kompatibel sind. Die neu produzierten Patronen können hingegen sowohl in den neuen Druckern als auch in den alten Druckermodellen verwendet werden. Wer noch alte Modelle mit gleicher Bezeichnung, allerdings einen neuen Drucker besitzt, muss diese wohl entsorgen.

Probleme könnte das Update auch bei Verbrauchern verursachen, die kompatible und aufbereitete Druckerpatronen verwenden möchten. Fallen etwaige Patronen aufgrund des verwendeten Patronenchips unter die Kategorie "alt", funktionieren diese nämlich nicht mehr in den entsprechenden neuen Druckermodellen.

Kein Problem bei neuen Originalpatronen

Um herauszufinden, ob es sich bei den Druckerpatronen um das Modell mit, oder das alte Modell ohne Update handelt, müssen Kunden sich lediglich die Verpackung genau ansehen. Ein entsprechender Hinweis ist laut HP in einer Zeile oberhalb der Auflistung kompatibler Drucker auf der Produktverpackung zu finden. Auch Onlinehändler werden ihre Produktbeschreibungen sicherlich aktualisieren, damit es zu keinem Fehlkauf kommt, falls der Händler noch "alte" Modelle (sofern haltbar) mit der gleichen Bezeichnung loswerden will - davon gehen wir jedenfalls aus. Was die nach Mai produzierten Patronen betrifft, sind Kompatibilitätsprobleme, wie bereits im letzten Abschnitt erwähnt, ausgeschlossen.

HP bereits in der Vergangenheit wegen Updates von Gericht verurteilt

Den Sinn und Zweck der ganzen Updates muss man nicht lang und breit erklären: Zwar werden mit Firmware-Updates in Druckern auch Sicherheitslücken geschlossen (erst kürzlich wurde bekannt, dass Forscher eine sehr kritische Sicherheitslücke in der Firmware von 166 HP-Druckermodellen entdeckt haben - Computer Bild, Netzwelt und weitere Online-Portale berichteten), doch was die Programmierung der Chips auf den Druckerpatronen betrifft, möchte der Hersteller vor allem den Verkauf von neuem Verbrauchsmaterial ankurbeln.

Insbesondere mit immer günstiger werdenden Tintenstrahldruckern für den Privatgebrauch machen die Hersteller nur geringen Umsatz. Das richtige Geld wird mit Tintenpatronen und bei Laserdruckern mit Tonerkartuschen verdient.

Besonders wiederaufbereitete Druckerpatronen scheinen dem OEM (Original Equipment Manufacturer) dabei ein Dorn im Auge zu sein. Anfang 2018 wurde HP Australia wegen Firmware-Updates zu Entschädigungszahlungen an Kunden verurteilt. Die Updates sollten lediglich die Nutzung von Drittanbieter-Patronen unterbinden.

Auch in den USA wurde bereits ein Gerichtsverfahren gegen HP eingeleitet. Die Anwaltskanzlei Girard Gibbs LLP behauptet, dass der Hersteller absichtlich Kundendrucker sabotiert und fordert eine Rückerstattung sowie eine einstweilige Verfügung.

Chips auf Druckerpatronen das Problem

Möglich gemacht werden etwaige "Manipulationsversuche" erst durch die Chips auf Druckerpatronen. Diese enthalten allerhand Informationen über den Hersteller, die Farbe, den Patronentyp sowie den Füllstand. Ist die Patrone eingesetzt, werden die Infos an den Drucker weitergegeben. Passt die eingesetzte Patrone - zum Beispiel aufgrund eines Chip-Updates - nicht zum Gerät, verweigert der Drucker diese.

Grundlegend sind Chips auf Druckerpatronen keine schlechte Idee: So verhindern diese, dass tatsächlich unpassende Produkte verwendet werden - die Zusammensetzung der Tinte muss genau auf das Druckermodell abgestimmt sein, damit es zu keinen Beschädigungen kommt und ein optimales Druckergebnis gewährleistet ist.

Das Problem: Ist die Druckerpatrone leer und entscheiden sich Verbraucher für ein Refill-Produkt oder eine kompatible Druckerpatrone, erkennt der Drucker diese nur dann als "voll", wenn es sich um einen Original- oder einen nachgebauten Chip handelt und zudem ein Chip-Resetter verwendet wurde. Im Falle des HP-Updates müssen Wiederverwerter also neue Chips herstellen. Bereits aufbereitete Patronen mit Original-Chip werden wahrscheinlich nicht mehr erkannt. Schade drum, denn die Wiederaufbereitung von leeren Druckerpatronen spart immense Mengen an Rohstoffen und sichert zudem Arbeitsplätze in der Kreislaufwirtschaft.

Druckerpatronen einfach selber nachfüllen?

Um dem Schlamassel zu entgehen, können Verbraucher natürlich originale Druckerpatronen selber wiederbefüllen, sofern es sich dabei um neue Modelle mit Update handelt. Wie Sie leere Druckerpatronen selber nachfüllen, erfahren Sie hier. Bedenken Sie aber, dass bei Do-It-Yourself Nachfüllaktionen nicht selten etwas schief geht.

Druckerpatronen Recycling schützt die Umwelt

Jedes Jahr werden nach Angaben des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.) rund 55 Millionen Tintenpatronen verkauft. Davon sind in etwa 12,8 Millionen wiederbefüllte und kompatible Druckerpatronen.

Bei kompatiblen Druckerpatronen handelt es sich um Patronen, die aus Neuteilen gefertigt werden und sich nur kaum oder gar nicht von den Patronen des Originalherstellers unterscheiden. Refill-Patronen sind hingegen ursprüngliche Originalpatronen, die in aufwendigen Verfahren gereinigt, aufbereitet und wiederbefüllt werden. Die Chips wurden bei Refill-Patronen resettet, damit die Füllstandsanzeige des Druckers funktioniert.

Damit professionelle Refill-Produkte für Verbraucher erhältlich sind, müssen Verwender von originalen Patronen diese an zertifizierte Sammelstellen senden, sobald sie leergedruckt sind. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch gut für den Geldbeutel, da es für jede recyclingfähige Druckerpatrone Geld gibt.

Ferner ist die unsachgemäße Entsorgung per Gesetz verboten und mit Bußgeldern belegt. So regelt das Kreislaufwirtschaftsgesetz, dass Verbrauchsgüter weiterhin verwendet werden müssen, wenn eine Weiterverwendung möglich ist. Das ist beispielsweise bei vollen Toner-Restbeständen der Fall. Ist die direkte Weiterverwendung nicht möglich, müssen Verbrauchsgüter zur Wiederverwendung vorbereitet werden. Leere Originalpatronen müssen also wiederaufbereitet werden und anschließend zurück in den Handel.

Erst wenn Verbrauchsgüter nicht mehr recycelt werden können, sollte es zur energetischen Verwertung der Materialien und noch später zu einer umweltschonenden Beseitigung kommen. Unter diesem Link können Sie das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz nachlesen.

Hersteller verhindern Umweltschutz & Kreislaufwirtschaft

Mit Updates, die lediglich der Förderung der eigenen Absatzmengen dienen, wirken Hersteller wie HP immer wieder negativ auf die Kreislaufwirtschaft und den Umweltschutz ein. Zum einen erschweren ständige Firmware-Upgrades und Chip-Updates die Arbeit der Wiederaufbereiter, zum anderen werden Kunden zum Kauf von neuen Originalprodukten genötigt. Langfristig könnten dadurch die Absatzmengen von umweltfreundlichen Refill-Patronen sinken. Negativfolgen sind bei Händlern von alternativen Verbrauchsmaterialien sowie den Recyclern zu erwarten. Freuen dürfen sich nur die Hersteller; jedenfalls dann, wenn keine Klagen wie in den USA und Australien (siehe Abschnitt weiter oben) dazu führen, dass Manipulationsversuche durch Gerichtsentscheide unterbunden werden.