Es gibt doch immer wieder Situationen, in denen man ins Grübeln kommt ... Kann es denn wirklich sein, dass jemand in seiner Wohnung oder im Keller diverse Gegenstände lagert, die eigentlich Müll sind, aber doch nicht weggeworfen werden können? Aus welchen Gründen auch immer? Ich spreche nicht von Messies, jenen bedauernswerten Menschen, die in ihrer Wohnung ein Chaos veranstalten, eine Mischung zwischen Müllhalde und Lagerhaltung. Aber genau genommen findet sich vermutlich auch in einer Messie Wohnung genug, was man anstelle wegzuwerfen, recyceln könnte. Es ist aber unmöglich, alles zu sortieren, was sich meistens im Laufe mehrerer Jahre in einer solchen Wohnung angesammelt hat. Da hilft dann nur noch der Container. Nun braucht man aber in dem Keller, den ich neulich mehr oder weniger unfreiwillig zu Gesicht bekommen habe, wahrlich keine Schippe und keinen Container, denn es war alles schön fein säuberlich in Kartons und Kisten verpackt. In einer davon befanden sich sage und schreibe 21 leere Druckerpatronen!
Was machen 21 leere Druckerpatronen im Keller?
Auf meine Frage hin, ob die leeren Patronen hier auf den Bus warten, der sie abholt und in unser Entsorgungsunternehmen bringt, erntete ich verständnislose Blicke. Obwohl im Haushalt, in dem ich zu Besuch war, bekannt ist, was ich beruflich mache, ist in dieser Familie (die ich übrigens sehr gerne mag) noch niemand auf die Idee gekommen, mir, bzw. meiner Firma die angefallenen leeren Druckerpatronen zu verkaufen. Stattdessen bekam ich zur Antwort, diese Patronen dürfe man doch auf keinen Fall wegwerfen. Das sei wegen der Regelungen im Kreislaufwirtschaftsgesetz strengstens verboten! Außerdem würde man damit die ganzen Rohstoffe und Wertstoffe vernichten, die in den leeren Patronen verbaut sind. Und: Nicht auszudenken, welche giftigen Dämpfe beim Verbrennen in der Müllverbrennungsanlage entstehen würden, wenn die 21 (bald 22) Druckerpatronen einfach so in die Mülltonne geworfen werden würden. So. Das war der Anfang eines Umdenkungsprozesses, der innerhalb der nächsten Tage bei meinen Bekannten stattfand.
Ich nehme die leeren Druckerpatronen einfach mit...
Ich nahm den Karton nämlich mit und versprach, mich bald wieder mit Ergebnissen zu melden. "Welche Ergebnisse?", rätselte mein Freund. "Ich werde dir die Druckerpatronen abkaufen und dir das Geld vorbeibringen, oder willst du es lieber auf deinem Konto haben?". Aus seinem nachsichtigen Lächeln glaubte ich deuten zu können, was mein Bekannter dachte. Vermutlich hielt er mich für einen Menschen, der mit der Zeit wunderlich geworden ist. Geld für den Müll ... der Groschen ist noch immer nicht gefallen.
Geld für Müll - dann wollen wir doch mal zusammenrechnen:
Bei mir im Büro angekommen, schaltete ich den PC ein und rief die Ankaufspreissuche online auf, die wir auf unserer Homepage veröffentlicht haben, damit unsere Kunden sofort nachsehen können, wie viel ihre leeren Druckerpatronen noch wert sind. Das kam dabei heraus:
- 5x Tintenpatrone Canon CL-511 - Ankauf zu je 4 Euro
- 3x bereits recycelte Patronen desselben Typs - Ankauf zu je 0,50 Euro
- 1x Toner HP CF214X - Ankauf zu je 12 Euro
- 2x Trommel Brother DR-2200 - Ankauf zu je 5,00 Euro
- 8x Tintenpatronen HP C2PO4AE - Ankauf zu je 1,50 Euro
* Preise unterliegen Schwankungen, bitte jeweils die aktuellen Ankaufspreise beachten!
Und dann noch 2 diverse Patronen, die leider schon leicht angerostet und somit defekt waren und daher nicht angekauft werden konnten. Ich wunderte mich über die unterschiedlichen Herstellertypen. Soweit ich bei meinem Besuch gesehen habe, steht im Arbeitszimmer meines Bekannten ein Drucker der Marke Hewlett-Packard. Das erklärt zumindest die 8 Patronen, aber woher stammen die anderen? Hat mein Freund wohl zumindest zum Teil alles richtig gemacht, indem er auch in seinem Bekanntenkreis gesammelt hat? Ich werde ihn fragen, das nahm ich mir vor. Zuerst aber brachte ich die Schätze zu einem meiner Mitarbeiter und bat darum, die nun noch 19 verbliebenen Patronen und Kartuschen zu prüfen, ob sie wieder verwendet werden können. Diese Prüfung fiel zumindest für 18 davon positiv aus, beim 19. Teil habe ich beim ersten Vorsortieren nicht richtig aufgepasst. Es war nämlich von den 8 Hewlett-Packards eine gar nicht von diesem Hersteller, sondern von Kodak und zwar eine Kodak 10B. Ich habe mich gleich nochmal an den Rechner gesetzt und festgestellt, dass wir Patronen dieses Typs nicht ankaufen. Ich wollte auf Nummer Sicher gehen und habe es nochmal über die Suchfunktion nach Hersteller und Druckermodell versucht. Da ich nicht genau wusste, aus welchem Druckertyp die Kodak Patrone stammte, habe ich einfach die paar Modelltypen durchgeklickt, die als Suchergebnis auftauchten. Meine Kodak 10 B war nicht dabei. Folglich können wir sie leider auch nicht ankaufen. Den Grund dafür wollte ich meine Bekannten bei meinem nächsten Besuch erklären. Im Wesentlichen geht es bei den Ankaufsbedingungen darum, dass wir nur solche Patronen ankaufen können, nach denen auf dem Recycling Markt eine Nachfrage besteht und die sich technisch auch wieder befüllen lassen. Da ich sie nicht ankaufen konnte, legte ich sie in die Kiste, wo schon die 2 defekten auf ihre endgültige Bestimmung warteten. Sie mussten nun leider ihren letzten Weg antreten - allerdings nicht in die Mülltonne - sondern schön ordentlich und umweltkonform, sauber und wie gesetzlich vorgeschrieben entsorgt.
Druckerpatronen Ankauf - so ging es weiter
Die brauchbaren Druckerpatronen überließ ich meinem Mitarbeiter. Der würde sich zuverlässig darum kümmern, dass sie entsprechend behandelt und an einen Abnehmer weitergeleitet werden, der sich um eine erneute Befüllung und um die Eingliederung in den Wertekreislauf kümmert. Achso, sorry ... das soll bedeuten, dass die recycelten Patronen wieder in den Verkauf gelangen.
Den Weg zu meinem Bekannten trat ich schon am nächsten Tag an. In der Tasche hatte ich eine Aufstellung, aus der die Ankaufspreise für die recycelfähigen Druckerpatronen aus seinem Keller hervorgingen. Das sah dann so aus:
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Ich habe einfach einen Ausdruck vom virtuellen Ankaufspreisrechner, auch Verkaufswagen genannt, gemacht, der genauso ausgesehen hätte, wenn mein Freund den Vorgang des Druckerpatronen Ankaufs über unsere Homepage gemacht hätte. Da er im nächsten Ort wohnt und ich sowieso bei ihm vorbeischauen wollte, habe ich es mir erspart, ihm zu erklären, dass er im Falle einer Postsendung keine Versandgebühren hätte zahlen brauchen. Er hat nämlich die Mindestvergütung von 30 Euro erreicht - aber ich hatte die leeren Patronen ja sowieso schon mitgenommen.
Dafür hatte ich die Abrechnung und 54 Euro in bar für ihn dabei. Von seiner Begeisterung habe ich mich doch glatt anstecken lassen, sodass ich ganz vergessen hatte, zu fragen, woher er denn die vielen unterschiedlichen Patronen hatte. Aber das ist ja auch nicht so wichtig, die Hauptsache ist, dass sie nun nicht mehr im Keller herumliegen, sondern recycelt werden können - und dass mein Freund nun 54 Euro mehr im Geldbeutel hat! Er versicherte mir, dass er künftig mit seinen leeren Druckerpatronen bei mir vorbeischauen würde und seither hat er auf dem Kellerregal auch wieder mehr Platz.