Spätestens seit dem Siegeszug der mp3 und dem mittlerweile fast ausschließlich digitalen Konsum von Musik, anderer Medien und Daten, sind Datenträger wie die CD (engl. für Compact Disc) dem Untergang geweiht. Auch wenn selbst die Vinyl wieder Einzug in die Wohnzimmer von musikbegeisterten Menschen genommen hat, lässt sich die Digitalisierung nicht aufhalten. Und was die Umwelt betrifft, so ist diese Entwicklung durchweg eine positive. Der Lieblingsinterpret und die aktuellen Charts werden heute über das Smartphone oder das Tablet gehört. Dabei haben Musik-Streaming-Dienste, wie Spotify und Deezer maßgeblichen Anteil und mit ihrer Einführung ein neues Zeitalter, vielleicht nicht eingeleitet, aber in jedem Fall eine längst überfällige Weiterentwicklung vorangetrieben. So lässt sich festhalten, dass der Absatz von auf CD gepressten Musikalben im Jahr 2001 noch bei 133,7 Millionen lag, wohingegen sich diese Zahl im Laufe der folgenden Jahre auf nur noch 87,1 Millionen Stück im Jahr 2014 reduziert hat. Bezeichnend für die generell rückläufigen Produktionszahlen von CD Rohlingen. Auch im privaten Umfeld werden Dateien entweder mittels Cloud-Anbietern oder aber auf USB-Sticks gespeichert und übertragen.
Entwicklung der Absatzzahlen von auf CD gepressten Musikalben von 2001 bis 2014
Sogar unsere alten Lieblingsfilme werden, ebenso wie die neuesten Hollywood-Blockbuster, in vielen Fällen, dank Internetzugang am TV Endgerät, über Streaming-Dienste konsumiert. Und auch wer noch im Home-Office auf das klassische Notebook zur Datenverarbeitung setzt, kommt heute oft nicht mehr in den "Genuss" eines CD-Rom Laufwerks. Die Hersteller sehen schlichtweg die Notwendigkeit nicht mehr als gegeben an.
Die fortschreitende Digitalisierung ist demnach eine Entwicklung, die dafür sorgt, dass jährlich tonnenweise, mittlerweile digitalisierter "CD-Müll" ausgemustert wird. Anstatt aber den wertvollen Rohstoff - vor allem das Polycarbonat, aus dem die CD hauptsächlich besteht - wiederzuverwerten, landen die meisten silbernen Plastikscheiben im Hausmüll, von wo aus sie ihren Weg in Richtung Müllverbrennungsanlage antreten. Viele von uns vergessen dabei, dass diese CDs ungenutztes Rohstoffkapital mit dem Potential zu nachhaltigem Umweltschutz leisten könnten, und darüber hinaus neuen Treibstoff für den Wirtschaftsmotor darstellen.
Die Auswirkungen sind vor allem im erhöhten Bedarf der Entsorgung, in Folge der nach wie vor zu geringen Wiederverwertung, im steigenden Verbrauch von endlichen Rohstoffen zu sehen.
Der Aufbau einer CD
CD Rohlinge bestehen größtenteils aus Polycarbonat, einem thermoplastischen Kunststoff
Polycarbonat
Die Beständigkeit des Stoffes gegenüber Wasser, vielen Mineralsäuren und wässrigen Lösungen von neutralen Salzen und Oxidationsmitteln, machen Polycarbonat zu einem beliebten Ausgangsstoff zahlreicher Produkte verschiedener Industrien. Zusätzlich zeichnet sich der Stoff durch seine enorme Steifigkeit, Härte und Schlagbeständigkeit aus. Eigenschaften, die insbesondere in der Automobilindustrie von enormen Wert sind. So dient Polycarbonat nicht nur als Rohstoff für Scheiben und Scheinwerfer, sondern auch Armaturenbretter und Embleme der Marken und Hersteller werden aus dem Stoff gefertigt.
Ausgesonderte CDs
Im Jahr 2008 betrug die Zahl der ausgesonderten CDs und DVDs alleine in Deutschland bereits rund 400 Millionen. Da die Verwertung dieser Kunststoffprodukte seitens des Gesetzgebers nicht geregelt war und nach wie vor ist, landen die Großteile dieses CD-Mülls, die sowohl von Unternehmen, als auch im Privaten ausgesondert werden, in der Tonne. Schließlich nehmen die Datenträger einiges an Platz ein, der durch digitalisierte Medien wieder zur Verfügung steht.
Jeder Silberling steht einem Rohstoffwert von etwa 30 Gramm Erdöl gegenüber. Der tägliche Erdölverbrauch der gesamten Weltbevölkerung steigt seit den letzten Jahrzehnten stetig an.
Weltweiter Erdölverbrauch in den Jahren 1965 bis 2014 (in 1.000 Barrel pro Tag)
In Deutschland lagen wir im Jahr 2014 alleine schon bei einem Verbrauch von rund 2,3 Million Barrel pro Tag. Umgerechnet sind das etwas über 365 Million Liter. Bei einem Gewicht von 800 Gramm pro Liter Erdöl, sind das bei 400.000.000 ausgesonderten CDs im Jahr 2008 unfassbare 12.000.000.000 Liter Erdöl, die diesen CDs und DVDs gegenüberstehen.
Erdölanteil aus entsorgten CDs der letzten Jahre und jährlicher Verbrauch von Erdöl in Deutschland
Bei der Umwelt- und Rohstoffproblematik unserer Gesellschaft, vor allem aber der Nachfolgegenerationen, ist CD Recycling ein Thema, dass von den Verantwortlichen der Politik leider bisher zu wenig behandelt, man kann fast sagen außer Acht gelassen wurde. Die Chancen sind immens, doch ist das Thema leider auch noch nicht in jedem privaten Haushalt angekommen, obwohl es mittlerweile für den privaten Verbraucher Möglichkeiten gibt, diese Rohstoffe nicht nur wieder dem Kreislauf zuzuführen, sondern dafür auch noch bezahlt zu werden. Es sind in der Regel private Firmen, die die Dringlichkeit erkannt haben und die Wiederverwertung der Plastikscheiben und von Kunststoffen generell in Angriff genommen haben, damit Arbeitsplätze schaffen und nachhaltig etwas für den Umweltschutz und unsere Wirtschaft tun.
Weitere Wiederverwertungsmöglichkeiten
Neben der Erdölproblematik dient das Polycarbonat, aus dem eine CD hauptsächlich besteht, auch als Ausgangsstoff für Produkte in der Autoindustrie und Medizintechnik. So werden heutzutage nicht nur die Autoverglasung, Scheinwerfer und Autoinnenelemente, sondern auch medizinische Geräte, wie beispielsweise Beatmungsgeräte, aus Polycarbonat gefertigt.
Automobilindustrie
Bei steigenden Absätzen und Exporten, insbesondere der Automobilindustrie - man bedenke den großen asiatischen Markt - kann mit der Wiederverwertung von Polycarbonat aus CDs der Rohstoffbedarf aus nicht erneuerbaren Ressourcen maßgeblich gesenkt werden.
Die Exportquote der deutschen KFZ-Industrie steigt seit 2005 kontinuierlich an und ist ein Indikator für den zukünftig weiter steigenden Bedarf an Rohstoffen, wie eben diesem Polycarbonat, das sich aus ausgemusterten CDs wiedergewinnen lässt.
Die Exportquote der deutschen KFZ-Industrie von 2005 bis 2014
Demzufolge sind seit 2005 enorme Zuwächse bei den Export-Umsätzen der deutschen Automobilindustrie zu verzeichnen. Im Jahr 2014 lag der Auslandsumsatz bei durchschnittlich 236,8 Milliarden Euro.
Entwicklung der Export-Umsätzen der deutschen Automobilindustrie von 2005 bis 2014
Ein Aufruf
Es bleibt nur zu hoffen, dass anhand der vorhandenen Daten und Fakten, sowie der nachweislichen Umwelt- und Rohstoffproblematik unserer Gegenwart, in den Köpfen der Menschen das Bewusstsein für die Notwendigkeit für Umweltschutz und für die Schonung von nicht erneuerbaren Rohstoffen wächst. Die Digitalisierung ist eine Chance - ebenso wie die Verwertung der veralteten, teils unnütz gewordenen Datenträgern in Form von CDs und DVDs. In dieser Kombination ließen sich offensichtliche Probleme vielleicht nicht direkt umkehren, doch mit Sicherheit eindämmen. Anfangen können wir bei uns selbst, indem wir unsere alten CDs nicht einfach im Hausmüll oder der gelben Tonne entsorgen, sondern wieder dem Wirtschaftskreislauf zuführen. Davon profitiert nicht nur die Wirtschaft als Motor unserer Gesellschaft, nicht nur die Umwelt und unser Ökosystem, sondern jeder von uns ganz unmittelbar und direkt selbst.